Wie alt die Schweinegilde wirklich ist lässt sich heute nicht mehr feststellen, da bei einem Großbrand sämtliche Akten vernichtet wurden. Die neueren Aufzeichnungen werden seit 1925 geführt. Die Gilde war ursprünglich als Versicherung für normale Bürger, also keine Bauern, gedacht. Da in der damaligen Zeit jeder Haushalt mindestens ein Schwein zur Mast hatte, wurden diese durch die Gilde versichert. In den 50er Jahren kam es einmal vor, dass im Anschluss an eine Jahresversammlung so feste gefeiert wurde, dass der Kassenbestand gesprengt wurde und ein Defizit in der Kasse entstand. Es passierte, dass nach hitzigen Debatten die Mittel nicht reichten, um den Durst der Anwesenden aus Kassenbeständen zu löschen. Da wurden dann einige Kornflaschen von Gildemitgliedern aus der Versammlung ausgegeben. Dabei kamen dann bis zu 8 Flaschen auf den Tisch. Zuerst wurden die Versammlungen am Silvesterabend vor dem Ball, der noch in der Gastwirtschaft groß gefeiert wurde, abgehalten. Das machten die Frauen allerdings nicht lange mit, denn die Männer mussten nach der Gildeversammlung ins Bett. Es wurde daraufhin beschlossen die Versammlung am späten Nachmittag bei Punsch oder Grog, statt Bier und Korn, abzuhalten. Der Erfolg war fast der gleiche. Es hieß dann „sie gehen als Ferkel los und kommen als Schwein wieder“. Nach den Versammlungen, die regelmäßig bis in die frühen Morgenstunden dauerten brachte man sich dann gegenseitig „nach Hause“. Man konnte sagen, dass die Schweinegilde-Versammlung eines der schönsten Feste im Jahr war, für die Männer! Danach wurden die Versammlungen meistens am Samstag vor Silvester abgehalten.
Der letzte Schadensfall bei dem die Gilde tätig werden musste datiert auf den 6.1.1975. Damals wurde ein Schwein von Helmut Bachert krank und musste nach Kiel zur Abdeckerei gebracht werden. Das Schwein wog 100 Pfund und hatte einen Marktwert von 120 DM. Das Schwein wurde mit einem Abzug von 10%, also mit 108 DM von der Gilde bezahlt. Am 29.12.1978 fiel die jährliche Versammlung den Wetterbedingungen um Opfer und wurde abgesagt (Schneekatastrophe). Die letzten Schweine, die in der Gilde versichert waren, hatten Horst Krützfeldt und Otto Vehrs. Das war am 15.12.1980. Bei der Versammlung am 29.12.1989 war das erste Mal die hiesige Presse zugegen, um den Ablauf der Versammlung zu verfolgen. Am 5.Januar stand dann auch im Herold „De lütten Lüd ut Stokendörp halt nichts mehr von den Swien“.
Heute hat die Gilde ca. 60 Mitglieder und kein Schwein.
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