Gildebuch von 1864

Da es Christenpflicht und Schuldigkeit ist unsere verstorbenen Mitbrüder und Schwestern nach ihrem Tode den letzten Liebesdienst durch Begleitung zu ihrer Ruhestätte zu erweisen, so haben wir Eingesessenen der Dorfschaft Stakendorf, wir voll-halb-. viertel Hufner, voll und halbe Käthner und Insten nachstehende Artikel, wie es inskünftige bei Beerdigung unserer Toten gehalten werden soll, verabredet und beschlossen.

Wie im Gründungsjahr 1864 die soziale Hierarchie im Dorf zusammengesetzt war, darüber gibt das nach Hufnern, Halb- und Viertel Hufnern, Käthnern und Insten aufgelistetem Mitgliedsverzeichnis der Gilde aufschlussreiche Auskunft. Der Hufner waren es insgesamt 15, gefolgt von 32 Käthnern und schließlich 71 bewohnten und wahrscheinlich ganz oder teilweise besaßen, sich aber mangels genügend eigener Landwirtschaft hauptsächlich durch Lohnarbeit verdienen mussten, bestand der weitaus größte Teil der Dorfgemeinschaft aus Insten. Das waren die Besitz- und weitgehend Mittellosen, die für Kost und Logis –als Stall- und Landarbeiter bei den Hufnern tätig waren. Bis Anfang des letzten Jahrhunderts war die Sterbequote relativ hoch. Die sozialen Unterschiede innerhalb der Dorfgemeinschaft verschwanden spätestens mit dem Tod. Dafür sorgte ein Satzungsparagraph mit den Worten: “Wenn ein Inste eine Leiche hat, so wird es ebenso gehalten wie bei eines Hufners oder Käthners Leiche. Auch machen sich die Hufner verbindlich, die Leichen der Käthner und Insten, nach der Reihe, wie solches Ihnen vom Voll- bis zum Viertelhufner zukommt, nach dem Kirchhofe zu fahren.“

Wahrscheinlich wegen der Weltwirtschaftskrise wurde in der Inflationszeit zum ersten Mal seit der Gründung im Jahr 1923 keine Versammlung abgehalten. Auch im Jahr 1925 fand keine Versammlung statt. Danach aber wieder regelmäßig bis zum Kriegsjahr 1941. Bis dahin begleitete die Gildebruderschaft 77 Jahre lang jeden Sterbefall in der Dorfgemeinschaft gemäß ihren Leitgedanken, die sie uns in den handgeschriebenen Satzungen aus 1864 und 1907 sowie in Form der jährlichen Versammlungsprotokollen als wertvolles Dokument und Abschnitt aus der jüngeren Zeit Stakendorfs hinterlassen haben.

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